Ein gebrauchter Tag für Kiel

Mit einem guten Gefühl startete die Mannschaft die Reise nach Bocholt. Doch am Ende war es ein gebrauchter Tag, weil die Summe der Kleinigkeiten kein besseres Ergebnis als das 3:0 für Bocholt zuließ.

Es begann damit, dass sich Außen Bengt Sievers am Vormittag krank meldete und daher in der Startaufstellung passen musste. Das Einspielen in der Halle war bereits irgendwie merkwürdig. Irgendetwas an Spirit, an positiver Spannung schien zu fehlen.

Gleich im ersten Satz spiegelte sich das dann auch wieder: Von den ersten elf Punkten gingen zehn durch eigene Fehler der Kieler an die Gastgeber aus Bocholt. Diese hohe Fehlerquote zog sich durch alle Mannschaftsteile und durch alle Sätze. Unterdurchschnittliche Blockarbeit, Angriffsleistung und Annahme. Dann reicht es am Ende in so einem Spiel nicht. Wenn dann auch die taktische Vorgabe nur teilweise eingehalten wird, wird jeder Punkt schwer. Mittelangreifer Olaf Müller verhungertere wegen ausbleibender Bälle während des Spiels, viele Bälle landeten unter der Decke des flachen Hallendachs.

Normalerweise sollen dann Wechsel den nötigen Impuls zum Umschwung bringen – die personellen Alternativen sind im Kieler Kader aber derzeit rar. Jenne Hinrichsen machte ein ordentliches Spiel, aber auch ihm waren zwei Wochen Trainingspause nach Verletzung anzumerken. Bengt Sievers musste trotz eigener Krankheit in der Schlussphase für die Annahme aufs Feld. Robin Hanke und Sebastian Fuchs standen verletzungsbedingt gar nicht erst im Aufgebot.

Keiner erreichte Normalform, sagte Trainer Matthes Behlen nach dem Spiel und rätselte ein wenig. Druck hätte die Mannschaft nicht gehabt und insoweit befreit mit Spaß am Volleyball aufspielen können. Es passte aber irgendwie gar nichts an diesem Samstagabend.

Die Kieler nehmen zum einen die Erkenntnis mit, dass es trotz der Erfolge in den ersten Spielen um den Klassenerhalt geht und höhere Ziele verpönt sind. Für den Ligaverbleib wird man sich die Punkte hart erarbeiten müssen. Natürlich ärgert sich Behlen über diese Niederlage, haben die Gastgeber doch einen ordentlichen Volleyball gespielt und verdient gewonnen, sich aber auch nicht als Überflieger gezeigt. Die sieht Behlen dann auch eher in den Profis vom CV Mitteldeutschland, zu denen die Kieler dann auch am kommenden Wochenende als krasse Außenseiter reisen werden. Bis dahin heißt es: Kurz ärgern, Enttäuschung verarbeiten und die Spielfreude zurückgewinnen. Dass die Mannschaft es kann, hat sie dem Trainer in dieser Saison schon mehrfach bewiesen. Deswegen hadert Behlen auch nicht mit seiner Truppe: „Dass wir irgendwann mal ohne Punkte dastehen würden, war ja klar. Überrascht hat mich nur die Art und Weise der Niederlage. Wir werden aber gemeinsam schnell wieder den Kopf frei bekommen, die Niederlage ist kein Beinbruch. Wir arbeiten im Training weiter daran, gegen Gegner wie Schüttdorf und Braunschweig als Sieger von der Platte zu gehen.“

Gefieder putzen, Flügel richten und dann Konzentration auf das nächste Spiel – so lautet die Marschroute der Adler für die kommende Trainingswoche.

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